Heute vor 100 Jahren

Da sich in 2014 der Beginn des ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal jährt, berichten die Medien über verschiedene Ereignisse (und Banalitäten), die damals stattfanden oder aktuell waren.

Nicht berichtet wird über das Thema Motorrad, obwohl das eine Zeit war, in der echte Motorradpioniere lebten und im Alltag mit Widrigkeiten zu kämpfen hatten, die wir uns heute kaum noch vostellen können.

Da war zum Beispiel Ernst Geuder (1884 – 1971), der die Anfangszeit des Motorrads erlebte, sowie den ersten Weltkrieg als Kradmelder. Schon 1906 gründete er mit Freunden einen der ersten Motorradclubs Deutschlands und war ansonsten unter Extrembedingungen, die manch einer nur annähernd durch Fernreisen kennt, auf den Straßen in Ost und West, Nord und Süd unterwegs.

Zudem war er ein erfolgreicher Rennsportler, was angesichts der Bedingungen seitens Maschine und Strecke, aber auch hinsichtlich Schutzausrüstung ein ungleich höheres Risiko war, als heutzutage.

Ernst Geuder, später auch als Opa Geuder bekannt, soll ein guter Erzähler gewesen sein, und in seinen schriftlichen Berichten über die Zeit seiner motorisierten Aktivitäten findet man tatsächlich fesselnde Beschreibungen der Fahrten, die er zu unterschiedlichen Zwecken in verschiedenen Diensten oder für sich selbst über Kopfstein gepflasterte Chausseen bei miesesten Wetter- und Temperaturverhältnissen und mit einer heute lachhaften Schutzkleidung zurückgelegt hat.
Der Keilriemen aus Leder musste dabei in 10km Intervallen gekürzt werden. Bei niedrigen Temperaturen gefror der Oberflächenvergaser, und die Maschine konnte oft nur mit kochendem Wasser zum Laufen gebracht werden.

1906 gründete Ernst Geuder, wie bereits erwähnt einen der ersten Motorradclubs in Deutschland, den Motorclub Werneuchen, als ADAC.Club. Der ADAC hieß zu der Zeit noch Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung (DMV).

Als 1917 die deutsche Armee die Vorteile des Motorrads entdeckte – Militärs anderer Nationen hatten bereits Motorradeinheiten im Dienst – wurde Ernst Geuder mit dem Aufbau der Armeekraftradabteilung 14 betraut.

Zwischenzeitlich fanden immer wieder Zementbahnrennen statt, auf deren steilen Ovalkursen kaum ein Rennen ohne Tote oder Schwerverletzte ablief. Da es nicht nur an Sicherheitseinrichtungen für die Rennfahrer mangelte, sondern auch an Schutz für das Publikum, waren die Opfer der Veranstaltungen unter allen zu finden, die sich auf oder neben der Strecke aufhielten. Bei den Rennfahrern hieß es dann „er war nicht gut genug“ und außerdem „wusste er ja um das Risiko“, und bei den Zuschauern war es halt einfach Pech…

Wer mehr über die Anfänge des Motorrads lesen will oder sich sogar für die Geschichten von Opa Geuder interessiert, dem sei folgendes Buch empfohlen:

Opa Geuder erzählt

Aus der Anfangszeit des Motorradfahrens

erschienen bei Delius Klasing

ISBN: 978-3-7688-5269-2

Opa Geuder erzählt

Opa Geuder erzählt